Jahrespressekonferenz WEISSER RING e.V.: – Zahlen –Daten – Fakten
Fälle der Opferhilfe weiter auf hohem Niveau, überwältigende Akzeptanz der Onlineberatung: Männer sprechen über Tabuthemen
Der Landesvorsitzende des WEISSEN RINGS in Sachsen Geert Mackenroth MdL bilanzierte heute in Dresden die Arbeit der größten Opferhilfsorganisation Deutschlands für das vergangene Jahr im Freistaat Sachsen.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des WEISSEN RINGS Sachsen betreuten im Jahr 2016 insgesamt rund 800 Opferfälle. Die Deliktsstatistik des Landesverbandes weist dabei wie in den vorangegangenen Jahren einen Besorgnis erregenden hohen Anteil von Häuslicher Gewalt / Körperverletzung (27,04%) und Sexuellem Kindesmissbrauch (ebenfalls 27,04%) auf. Die Fälle von Vergewaltigung sind auf 13,73% gestiegen, 6,44% der Fälle betrafen Nachstellung / Stalking. Delikte wie Mord, Betrug, Erpressung, Raub, Nötigung etc. betrafen 25,75% aller in Sachsen bearbeiten Opferfälle.
Mackenroth dazu: „Gäbe es den WEISSEN RING nicht, man müsste ihn erfinden. Auch im Jahr 2016 war die Arbeit der professionell geschulten, gleichwohl ehrenamtlichen tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des WEISSEN RINGS für zahlreiche Kriminalitätsopfer eine existentielle Hilfe in oft extremen Lebenslagen. Besonders stolz sind wir darauf, dass wir unsere Arbeit auch in Opferfällen mit großem Medienecho unaufgeregt und still verrichten – wir reden nicht, wir helfen. Und wir erhalten uns unsere Unabhängigkeit – der WEISSE RING verzichtet weiter auf jede Form institutionalisierter staatlicher Unterstützung.“
Die 2016 gestartete Online-Beratung des WEISSEN RINGS hat sich fest im Hilfsangebot der größten deutschen Opferhilfeorganisation etabliert und verzeichnet eine große Akzeptanz. Besonders Männer nehmen die anonyme Form der Beratung gerne an und greifen hier Themen auf, die als Tabus sonst kaum zur Sprache kommen, beispielsweise Gewalt an Männern in Paarbeziehungen oder der sexuelle Missbrauch im Kindesalter.
Der WEISSE RING e.V. unterhält derzeit 21 Beratungsstellen in verschiedenen Regionen Sachsens mit 130 ehrenamtlich arbeitenden Opferhelfern. Der Landesverband Sachsen verzeichnet für das Jahr 2016 eine Mitgliederzahl von 878 und erhielt 1241 Einzelspenden. Der Verein ist zur Finanzierung seiner Arbeit auf die Zuwendungen aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Nachlässen und Bußgelder angewiesen. In Summe waren dies 82 296 Euro. Im gleichen Zeitraum wurden 233 Opfer von Straftaten mit insgesamt 87 727 Euro materiell unterstützt. Für den Landesverband Sachsen bedeutet das, dass er auch im Jahr 2016 keine ausgeglichene Bilanz vorweisen konnte. Wie in den vorangegangenen Jahren war man auch jetzt wieder auf die Solidarität des Gesamtverbandes angewiesen. Hierzu erklärt der Landesvorsitzende Geert Mackenroth mit Bedauern: „Der kontinuierliche Rückgang der Bußgeldzuweisungen der Gerichte und Staatsanwaltschaften in Sachsen über Jahre lässt uns buchstäblich im Regen stehen. Wir fühlen uns im Stich gelassen, besonders wenn man die Summen sieht, die an andere Opferhilfsorganisationen fließen.“